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Lombardkredit – Chancen und Risiken für Privatpersonen

Der Lombardkredit hat eine lange Tradition. Bereits um das Jahr 1400 sollen norditalienische Kaufleute auf diese Form von Krediten zurückgegriffen haben. Heutzutage setzen viele Unternehmen Lombardkredite ein, um ihren kurzfristigen Finanzierungsbedarf zu decken. Doch ein Lombardkredit kann nicht nur von Unternehmen, sondern auch von privaten Kreditnehmern genutzt werden. Nachfolgend erfahren Sie, welche Chancen und Risiken mit einem Lombardkredit für Privatpersonen einhergehen.

Wodurch zeichnet sich ein Lombardkredit aus?

Die Überlassung eines Kredits ist für den Kreditnehmer immer mit einem Risiko verbunden. Es besteht die Gefahr, dass der Kreditnehmer den Kredit nicht zurückzahlen kann. Der Lombardkredit zeichnet sich dadurch aus, dass der Kreditnehmer bewegliche Vermögenswerte oder Rechte zur Absicherung des Kredits verpfändet. Falls der Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt, kann der Kreditgeber die verpfändeten Vermögenswerte verwerten. Dadurch wird das Ausfallrisiko für den Kreditnehmer abgefedert. Die Banken sind dadurch eher bereit auch ohne eine aufwendige Überprüfung des Kreditnehmers einen kurzfristigen Kredit zu gewähren. Die rechtlichen Grundlagen für einen Lombardkredit werden in Deutschland durch § 488 BGB in Verbindung mit §§ 1204 ff. BGB geregelt.

Welche Arten von Lombardkrediten gibt es?

Es existieren verschiedene Arten von Lombardkrediten. Diese unterscheiden sich dadurch, welche Sicherheiten dem Kreditgeber vom Kreditnehmer überlassen werden. Folgende Varianten des Lombardkredits gibt es:

  • Warenlombardkredit
  • Effektenlombardkredit
  • Edelmetalllombardkredit
  • Forderungslombardkredit

Von den Zentralbanken vergebenen Lombardkredite

Neben den oben genannten Varianten des Lombardkredits gibt es auch noch die von den Zentralbanken vergebenen Lombardkredite. Diese stehen allerdings nur Geschäftsbanken zur Verfügung. Der Lombardsatz legt dabei fest, zu welchem Zinssatz sich die Geschäftsbanken bei der Zentralbank gegen Verpfändung von Wertpapieren und Schuldbuchforderungen Zentralbankgeld kurzfristig besorgen können. Bis zur Einführung des Euro wurde der Lombardsatz in Deutschland von der Bundeszentralbank festgelegt. Mit Einführung des Euro wurde der Lombardsatz durch den Spitzenrefinanzierungssatz ersetzt. Dieser wird jetzt von der Europäischen Zentralbank vorgegeben.

Effektenlombardkredit für Privatpersonen – Aktien und Anleihen als Kreditsicherheit

Für private Kreditnehmer ist vor allem der Effektenlombardkredit von Relevanz. Bei dem Effektenlombardkredit werden vom Kreditnehmer in seinem Besitz befindliche Wertpapiere wie etwa Aktien oder Anleihen als Kreditsicherheit verpfändet. Der Effektenlombardkredit wird teilweise auch ganz einfach als Effektenkredit bezeichnet. Der Effektenlombardkredit funktioniert ähnlich wie ein Rahmenkredit. Es wird abhängig vom Wert des beliehenen Wertpapierportfolios eine Kreditlinie eingerichtet. Bereitstellungsgebühren werden dafür in der Regel nicht berechnet. Die Kreditlinie wird je nach Kreditanbieter entweder direkt auf dem Verrechnungskonto für Wertpapiertransaktionen oder auf einem separaten Kreditkonto eingerichtet. Bei Bedarf kann der Kreditnehmer dann einen Kreditbetrag bis zu der festgelegten Kreditlinie ohne erneute Beantragung ganz einfach abrufen.

Für die Bereitstellung eines Effektenlombardkredits muss das Portfolio in der Regel einen bestimmten Mindestwert haben, der je nach Bank aber unterschiedlich hoch ausfällt. Wenn Wertpapiere für einen Kredit verpfändet werden, stehen dem Kreditnehmer die laufenden Erträge wie etwa Dividenden weiterhin zu. Ein Verkauf der verpfändeten Wertpapiere ist aber nicht mehr erlaubt. Effektenlombardkredite für Privatpersonen werden nicht nur von Banken, sondern such von Brokern angeboten.

Wie legt die Bank die Beleihungsgrenze fest?

Der Kreditrahmen beim Effektenlombardkredit hängt von dem Wert der Portfolios des Kreditnehmers ab. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass Wertpapiere immer einem Kursrisiko unterliegen. Deshalb können die Wertpapiere auch nicht mit dem aktuellen Kurswert als Kreditabsicherung veranschlagt werden, sondern die Bank nimmt üblicherweise einen Risikoabschlag vor. Bei der Festlegung der Beleihungsgrenze orientieren sich die Banken an dem Risiko der einzelnen Wertpapiere. Je riskanter die Papiere sind, desto niedriger wird Beleihungsgrenze angesetzt. So hat etwa eine ausländische Aktie einen niedrigeren Beleihungswert als eine Euro-Anleihe. Je nach Risikoklasse bewegen sich die Beleihungswerte zumeist zwischen 50 Prozent und 80 Prozent.

Welche Vorteile bietet ein Effektenlombardkredit für private Kreditnehmer?

Die Nutzung eines Effektenlombardkredits hat für den privaten Kreditnehmer durchaus einige Vorteile zu bieten. Zum einen ist so, dass die Zinsen relativ günstig sind, gerade im Vergleich zum Dispokredit, da das Kreditrisiko für den Kreditgeber durch die Verpfändung der Wertpapiere geringer ist. Allerdings gibt es teilweise doch erhebliche Zinsunterschiede zwischen den Anbietern. Daher ist ein Kreditvergleich auf jeden Fall Pflicht. Außerdem gilt es zu beachten, dass die Zinsen bei einem Effektenlombard aufgrund der variablen Verzinsung in Abhängigkeit von der Marktzinsentwicklung jederzeit steigen oder fallen können.

Ein weiterer Vorteil des Effektenlombardkredits besteht darin, dass er sehr flexibel einsetzbar ist. Wurde die Kreditlinie einmal eingerichtet, kann der Effektenkredit von dem Kreditnehmer bei Bedarf jederzeit ohne erneute Beantragung in Anspruch genommen werden. Gleichzeitig zahlt der Kreditnehmer aber auch nur für die tatsächlich abgerufene Kreditsumme Zinsen. Der Effektenlombardkredit ist außerdem zeitlich nicht befristet. Der Kreditnehmer kann den in Anspruch genommenen Kreditbetrag jederzeit anteilig oder komplett gebührenfrei zurückzahlen. Festgelegte Raten für die Rückzahlung wie beispielsweise beim Ratenkredit gibt es nicht.

Hebelwirkung beim Wertpapierhandel durch den Lombardkredit

Wenn jemand mit Wertpapieren handelt, möchte er natürlich eine möglichst hohe Rendite erzielen. Wie hoch die Erträge aus dem Wertpapierhandel ausfallen, hängt nicht zuletzt auch vom Kapitaleinsatz ab. Wenn ein Lombardkredit zum Wertpapierkauf eingesetzt wird, können durch das zusätzliche Fremdkapital höhere Erträge erwirtschaftet werden. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer Hebelwirkung. Wer von dieser Option Gebrauch machen will, sollte sich aber der Tatsache bewusst sein, dass Hebelgeschäfte ausgesprochen risikoreich sein. Denn ein Wertpapierkauf bringt keine sicheren Gewinne ein, sondern kann genauso gut zu Verlusten führen. Diese Verluste werden durch die Hebelwirkung des Lombardkredits dann noch weiter verschärft. Wer einen Kredit zum Kauf von Wertpapieren nutzt, sollte daher immer mit Bedacht vorgehen.

Gefahr von Kursschwankungen bei einem Lombardkredit

Wer einen Lombardkredit nutzen will, sollte sich aber auch der damit verbundenen Risiken bewusst sein. Der maximal zur Verfügung stehende Kreditbetrag wird anhand des Wertes des Portfolios festgelegt. Bei Wertpapieren besteht aber immer die Gefahr von Kursschwankungen. Sollten die Kurswerte fallen, wird auch die Kreditlinie entsprechend herabgesetzt. Dies kann dazu führen, dass der Kreditnehmer unfreiwillig die Kreditlinie überschreitet.

Das aber kann den Kreditnehmer teuer zu stehen kommen. Denn die Banken berechnen bei Überschreiten der Kreditlinie Strafzinsen, die deutlich höher sind als die normalen Zinsen beim Effektenkredit. Diese bewegen sich in ähnlichen Regionen wie die Überziehungszinsen beim Girokonto. Doch es kann noch schlimmer kommen. Die Bank kann vom Kreditnehmer sogar den Verkauf eines Teils seiner verpfändeten Wertpapiere verlangen, um mit dem Verkaufserlös die Überziehung wieder auszugleichen. Damit es erst gar nicht soweit kommt, ist es empfehlenswert, den Kreditrahmen nicht komplett auszuschöpfen, sondern einen Puffer zu behalten, um Kursschwankungen abfangen zu können.

Wie sind Effektenlombardkredite steuerlich zu behandeln?

Wenn ein Effektenlombardkredit für den Erwerb von Wertpapieren aufgenommen wurde, stellt sich natürlich auch die Frage, wie die für den Kredit gezahlten Zinsen steuerlich zu behandeln sind. Früher konnten noch die tatsächlich angefallenen Aufwendungen, die in Zusammenhang mit der Geldanlage standen, als Werbungskosten bei den Kapitaleinkünften steuerlich geltend gemacht werden. Dazu gehörten auch die Zinsen für einen Kredit zur Finanzierung von Wertpapierkäufen. Mit der Einführung der Abgeltungsteuer im Jahr 2009 wurde die Möglichkeit eines Werbungskostenabzugs bei den Kapitaleinkünften stark eingeschränkt. Jetzt wird nur noch der Sparerpauschbetrag in Höhe von 801 Euro anerkannt. Damit sind alle Aufwendungen abgegolten. Darüber hinausgehende Aufwendungen werden vom Finanzamt nicht mehr berücksichtigt. Laut eines aktuellen Urteils des Bundesfinanzhofs (BFH, Urteil vom 28. Januar 2015, Az. VIII R 13/13) gilt diese Beschränkung des Werbungskostenabzugs auch dann, wenn die Kapitaleinkünfte im Zuge einer Günstigerprüfung dem tariflichen Einkommensteuersatz statt des Abgeltungsteuersatzes unterworfen werden.

Wofür kann ein Effektenlombardkredit von Privatpersonen noch eingesetzt werden?

Es wird bei Krediten zwischen zweckgebundenen Krediten und Krediten mit freiem Verwendungszweck unterschieden. Früher handelte es sich bei Effektenlombardkrediten vornehmlich um zweckgebundene Kredite, die für den Kauf weiterer Wertpapiere eingesetzt werden sollten. Inzwischen sehen das viele Banken aber nicht mehr so eng. Es gibt mittlerweile nämlich auch viele Banken, die ihren Kunden Effektenlombardkredite mit freiem Verwendungszweck offerieren. Das bedeutet, der Kreditbetrag kann nicht mehr nur ausschließlich für Wertpapierkäufe eingesetzt werden, sondern der Kreditnehmer kann alleine darüber, wofür er den Kreditbetrag nutzen will.

Dann kann der Effektenlombardkredite von Privatpersonen beispielsweise auch für Konsumausgaben wie etwa einen Autokauf oder eine Urlaubsreise verwendet werden. Außerdem besteht in diesem Fall auch die Möglichkeit, den Effektenlombardkredit als günstige Alternative zum Dispokredit zu nutzen. Denn grundsätzlich ist der Effektenlombardkredit ähnlich einsetzbar wie ein Dispokredit. Er kann, nachdem erst einmal eingerichtet wurde, genauso wie der Dispokredit jederzeit ohne erneute Beantragung vom Kreditnehmer in Anspruch genommen werden. Allerdings sind die Zinsen, die die Banken beim Effektenlombardkredit berechnen, deutlich niedriger als die teuren Dispozinsen.

Der Lombardkredit und die Schufa

Bekanntermaßen arbeitet die Schufa eng mit den Banken zusammen. Wenn beispielsweise ein Ratenkredit beantragt wird, wird dies grundsätzlich von der Bank an die Schufa gemeldet. Bei einem Lombardkredit ist die Situation etwas anders. Bei einem Lombardkredit verzichten die Banken zumeist auf eine Schufa-Auskunft. Schließlich ist das Risiko für die Bank bei einem Lombardkredit dank der verpfändeten Kreditsicherheiten geringer als bei anderen Kreditformen. Doch aufgepasst, es gibt auch einige Ausnahmen, die die Schufa trotzdem mit ins Boot holen. Am besten ist es daher, wenn sich der Kreditnehmer vorab bei der Bank erkundigt, ob die Schufa über den Lombardkredit in Kenntnis gesetzt wird oder nicht.

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Paul Scheuschner

Kredite.org Autor

Paul Scheuschner

Paul ist Autor von Kredite.org und seit der Gründung in 2013 dabei. Sein Finanzwissen basiert auf einer Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen, die er von August 2006 - Januar 2009 in Berlin bei der Allianz Versicherung durchlaufen hat. Er hat in dieser Zeit sowohl für die Allianz Versicherung im Innen- und Außendienst, als auch bei der Dresdner Bank (heute Commerzbank) gearbeitet.