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Kredit aufnehmen und Rendite erzielen – funktioniert das?

In den weitaus meisten Fällen dient ein Kredit dazu, um anstehende Ausgaben zu finanzieren. Wenn Sie sich beispielsweise ein neues Auto kaufen oder gar ein Haus bauen möchten, ist der Kredit häufig die einzige Möglichkeit, um die daraus resultierenden Kosten abzudecken. Manche Verbraucher überlegen allerdings, insbesondere in Niedrigzinszeiten einen Kredit noch auf andere Art und Weise zu nutzen, nämlich als Grundlage für eine Wertpapierinvestition.

Die Zinsen sind aktuell niedrig während die Börsen in den vergangenen Jahren eine hohe Rendite erzielt haben. Daher stellen sich immer mehr Anleger im Vergleich zu einem reinen Investment aus Eigenkapital durchaus die Frage: „Kredit aufnehmen und Rendite zu erzielen – funktioniert das?“

Hintergrund: der Wertpapierkredit als mögliche Option

Wenn es darum geht, einen Kredit aufzunehmen und in dem Zusammenhang eine Rendite zu erzielen, so steckt dahinter fast immer die Kombination aus einer Darlehensaufnahme zum einen und dem Kauf von Wertpapieren auf der anderen Seite. Zu diesem Zweck bieten diverse Banken und Broker spezielle Wertpapierkredite an, die exakt auf diese Finanzierungsvariante und den Verwendungszweck ausgerichtet sind.

Oft liest man dafür auch die Bezeichnung Lombardkredit oder Effektenlombard. Der Wertpapierkredit funktioniert in der Praxis fast immer so, dass der Kunde bereits Wertpapiere hat, die dann als Sicherheit für die vergebene Darlehenssumme fungieren.

Wertpapierkredite

Üblicherweise lässt sich das Depot aber nicht zu 100 Prozent beleihen. Viele Banken differenzieren dabei zwischen den verschiedenen Wertpapierarten. Anleihen lassen sich dann etwa zu einem höheren Prozentsatz beleihen als Zertifikate.

Ein Beispiel

Ein Kunde hat Aktien im Gegenwert von 40.000,- Euro und Anleihen im Wert von 10.000,- Euro im Depot. Die Bank beleiht bei Aktien 80 Prozent des Wertes, bei Anleihen dagegen 90 Prozent. Der Anleger kann also 80 Prozent von 40.000,- Euro plus 90 Prozent von 10.0000,- Euro als Kredit aufnehmen. Der maximale Wertpapierkredit liegt also bei 0,8 * 40.000,- + 0,9 * 10.000,- = 32.000,- + 9.000,- = 41.000,- Euro.

Dies passiert natürlich nicht ohne dass Kosten für den Kunden entstehen, nämlich in Form der üblichen Kreditzinsen.

Kreditzinsen sollten unbedingt niedriger als Ertrag des Wertpapier-Investments sein

Damit es mittels eines aufgenommenen Wertpapierkredites überhaupt möglich ist, insgesamt dennoch einen positiven Gesamtertrag zu erzielen, muss der Zinssatz beim Wertpapierkredit natürlich geringer sein als der erwartete Ertrag. Was dies im Detail bedeutet, zeigt ein relativ einfaches Rechenbeispiel aus der Praxis:

  • Wertpapierkredit: 20.000 Euro
  • Effektiver Jahreszins bei den Kreditzinsen: 5,51 Prozent
  • Durchschnittliche jährliche Rendite mit dem Aktien-Investments: 7,20 Prozent

In diesem Fall lägen die Kreditkosten, also die Zinsen, um 1,69 Prozent geringer als der Gewinn, der mit dem Aktien-Investment erzielt werden kann. Damit zeigt dieses Beispiel, dass es in der Praxis durchaus möglich ist, einen Kredit aufzunehmen und damit eine Rendite zu erzielen. Das funktioniert allerdings fast nur in Zeiten mit niedrigen Kreditzinsen und hohen Börsengewinnen.

Risiko beim Wertpapierkredit keinesfalls vernachlässigen

Fotolia_risiko-siccherheit-waageAuch wenn es in manchen Fällen möglich ist, durch die Aufnahme eines Wertpapierkredites eine insgesamt positive Rendite zu erzielen, steckt doch ein hohes Risiko hinter diesem Engagement. Zunächst einmal macht der Kreditnehmer durch Aufnahme des Darlehens Schulden, ganz unabhängig von den Kosten, die durch die anfallenden Kreditzinsen entstehen.

Dadurch wird er bei der jeweiligen Wertpapieranlage noch mehr unter Druck gesetzt, als wenn er eigenes Kapital investieren würde. Immerhin könnte es passieren, dass der Kunde einerseits Schulden macht und zum anderen auch bei dem Investment in Aktien Verluste erleidet.

Im schlimmsten Fall muss der Anleger Zinsen für das Darlehen bezahlen und hat außerdem einen Verlust gemacht. Es ist es also definitiv vielen Anlegern davon abzuraten, Wertpapierkäufe über einen Kredit zu finanzieren. Denn das Risiko ist groß, dass hohe Verluste entstehen.

Zwangsverkäufe als Risiko

Hinzu kommt, dass Kursverluste Wertpapierverkäufe erzwingen können. Üblicherweise müssen Effektenlombardkredite nicht regelmäßig getilgt werden. Bei der Consorsbank zahlen Kunden beispielsweise nur vierteljährlich ihre Zinsen. Wenn der Kunde das Darlehen tilgt ist ihm überlassen. Allerdings verlangen die meisten Banken einen Verkauf von Wertpapieren, wenn der Beleihungsrahmen überschritten wurde. Das passiert schnell, wenn die Börsenkurs sinken.

Ein Kunde darf beispielsweise ein Aktienpaket im Wert von 10.000,- Euro mit maximal 8.000,- Euro beleihen und hat diesen Rahmen ausgeschöpft. Nun fällt der Wert um 25 Prozent auf 7.500,- Euro. Damit liegt die Kreditobergrenze jetzt bei 6.000,- Euro. Er muss also Wertpapiere verkaufen. Leider sinkt dadurch nicht nur die Schuld, sondern auch die Beleihungsgrenze, was noch mehr Verkäufe nötig macht.

Im Gegensatz zu einer Investition mit Eigenkapital kann ein Anleger bei einer kreditfinanzierten Investition eine Schwächephase also nicht „aussitzen“. Stattdessen muss er unter Umständen zum ungünstigsten Zeitpunkt seine Wertpapiere verkaufen.

Haus beleihen und Geld anlegen?

Es würde sich nicht lohnen, beispielsweise das Haus zu beleihen und einen Immobilienkredit mit einem Zinssatz von 1,5 Prozent zu erhalten, wenn das zur Verfügung gestellte Kapital nur zu 1,3 Prozent angelegt werden kann. Anders sieht es hingegen aus, wenn man sich einmal die etwas langfristigeren Festgeldzinsen betrachtet. Je nach Laufzeit sind die Banken hier durchaus noch bereit, einen Zinssatz von 2,5 Prozent und mehr zu zahlen. Wer sich beispielsweise für eine Festgeldanlage von acht Jahren entscheidet, der kann dies auch heute noch zu einem Zinssatz zwischen 2,4 und 2,9 Prozent tun. In diesem Fall könnte das Prinzip Geld aufnehmen und am Kapitalmarkt anlegen also funktionieren, allerdings natürlich nur unter der Voraussetzung, dass ein günstiges Immobiliendarlehen zu bekommen ist. Wer also die Möglichkeit hat, sein Haus zu beleihen und beispielsweise 100.000 Euro zu einem Zinssatz von 1,5 Prozent zu erhalten, der kann diesen Betrag durchaus gewinnbringend anlegen und zugleich sicher, beispielsweise in Form eines längerfristigen Festgeldes. Allerdings ist in dieser Berechnung natürlich noch die Abgeltungssteuer einzubeziehen, denn die Zinserträge müssen natürlich bei Überschreiten Sparer-Pauschbetrages versteuert werden. Ob sich diese „Strategie“ dann immer noch lohnt, muss jeder Kunde im Einzelfall berechnet.

Aktuell ist es aufgrund der niedrigen Zinsen, die insbesondere bei Immobiliendarlehen vorherrschen, definitiv so, dass es sich rentieren kann, das Haus zu beleihen und die Darlehenssumme in Form eines Festgeldes oder eines Tagesgeldes anzulegen. Allerdings muss natürlich stets im Einzelfall kalkuliert werden, ob der Kreditzins nebst sämtlicher Kosten wirklich geringer ist als die Rendite, die dann bei der jeweiligen Kapitalanlage zu erzielen ist. Natürlich muss man nicht nur sicherere Festgelder und Tagesgelder mit dem Immobilienkredit vergleichen, sondern auf langfristige Sicht kann insbesondere beim Investment in Fonds oder Aktien ein vielleicht noch deutlich höherer Ertrag erzielt werden.

Fazit

Somit sind Wertpapierkredite vor allem für erfahrene Anleger interessant. Auch für sie ist es sinnvoll, die maximale Beleihungsgrenze nicht auszuschöpfen. Immerhin gibt es einen kleinen Trost: Wer sein Depot beleiht und das Geld gleich wieder in Wertpapiere investiert erhöht so auch gleich den Beleihungsrahmen. Der sollte dann aber nicht gleich wieder ausgeschöpft werden. Für Einsteiger sind Lombardkredite dagegen generell nicht geeignet.

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Paul Scheuschner

Kredite.org Autor

Paul Scheuschner

Paul ist Autor von Kredite.org und seit der Gründung in 2013 dabei. Sein Finanzwissen basiert auf einer Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen, die er von August 2006 - Januar 2009 in Berlin bei der Allianz Versicherung durchlaufen hat. Er hat in dieser Zeit sowohl für die Allianz Versicherung im Innen- und Außendienst, als auch bei der Dresdner Bank (heute Commerzbank) gearbeitet.