Die Zinsspanne als Erfolgsindikator für Banken: Wie verdienen Banken ihr Geld?
Das Wichtigste in Kürze:
- Banken haben verschiedene Einnahmequellen: Kontoführungsgebühren, Depotgebühren, Handel von Wertpapieren
- wichtigste Einnahmequelle ist jedoch das Kreditgeschäft
- Bewertung der Rentabilität einer Bank erfolgt über Brutto- bzw. Nettozinsspanne
- Bruttozinsspanne: Differenz zwischen Zinsaufwendungen und Zinsertrag
- Nettozinsspanne: Die um zinsunabhängige Erträge (andere Einnahmequellen, s.o.) und Kosten bereinigte Bruttozinsspanne
Inhaltsverzeichnis
Von der Kreditvergabe bis zum Einlagengeschäft. Banken erfüllen in unserem Wirtschaftssystem viele wichtige Funktionen. Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass Banken gleichzeitig auch Wirtschaftsunternehmen sind. Und genauso wie alle anderen Unternehmen, wollen auch Banken mit den von ihnen angebotenen Dienstleistungen Gewinne erwirtschaften. In diesem Zusammenhang hat die Zinsspanne für die Banken große Bedeutung.
Wie verdienen Banken ihr Geld?
Die meisten Bankinstitute in Deutschland sind sogenannte Universalbanken. Das bedeutet, sie konzentrieren sich im Gegensatz zu den Spezialbanken nicht nur auf ein Geschäftsfeld, sondern decken die ganze Bandbreite der Finanzdienstleistungen ab. Dementsprechend haben die Banken auch verschiedene Einnahmequellen. So verdienen die Banken etwa an den Gebühren, die sie ihren Kunden für die angebotenen Dienstleistungen in Rechnung stellen wie beispielsweise Kontoführungsgebühren oder Depotgebühren. Außerdem generieren die Banken Einnahmen durch den Handel mit Wertpapieren. Die wichtigste Einnahmequelle der Banken ist aber immer noch Kreditgeschäft. Die Banken verleihen Geld an ihren Kunden, und bekommen dafür von den Kreditnehmern Zinsen.
Was ist die Bruttozinsspanne?
Banken vergeben Kredite an ihre Kunden und erhalten dafür Zinsen In diesem Fall spricht man von dem Aktivgeschäft der Banken, da die Forderungen aus dem Kreditgeschäft auf der Aktivseite der Bilanz ausgewiesen werden. Mit der Vergabe von Krediten erwirtschaften die Banken einen Zinsertrag. Das Geld, was die Banken an ihre Kunden verleihen, müssen sie natürlich auch irgendwo herbekommen. Dafür gibt es zwei Quellen. Entweder über die Einlagen von anderen Bankkunden, dem Passivgeschäft, oder über Zentralbankgeld. Dieses Geld bekommen die Banken aber natürlich auch nicht kostenlos zur Verfügung gestellt, sondern sie müssen dafür ebenfalls Zinsen zahlen. Werden diese Zinsaufwendungen vom Zinsertrag abgezogen, ergibt sich daraus der Zinsüberschuss. Wenn dieser Zinsüberschuss in Relation zum Geschäftsvolumen der Bank gesetzt wird, erhält man die Bruttozinsspanne.
Wie wird die Bruttozinsspanne berechnet?
Wenn die Bruttozinsspanne berechnet werden soll, muss zunächst der Zinsüberschuss ermittelt werden. Dazu wird der Zinsaufwand vom Zinsertrag subtrahiert. Der errechnete Zinsüberschuss wird dann durch die Bilanzsumme der Bank dividiert und mit 100 multipliziert. Die nachfolgende Formel kann zur Berechnung der Bruttozinsspanne verwendet werden:
(Zinsertrag – Zinsaufwand) / Bilanzsumme der Bank x 100%
Rechenbeispiel: Eine Bank erwirtschaftet einen Zinsertrag in Höhe von 34 Milliarden Euro. Der Zinsaufwand beläuft sich auf 29 Milliarden Euro. Die Bank weist eine Bilanzsumme von 400 Milliarden Euro aus. Daraus ergibt sich eine Bruttozinsspanne von:
(34-29) * 100 / 400 = 1,25 Prozent
Was ist die Nettozinsspanne?
Neben der Bruttozinsspanne wird auch die Nettozinsspanne zur Bewertung der Rentabilität einer Bank genutzt. Die Bruttozinsspanne legt nur die Erträge und Aufwendungen aus dem Zinsgeschäft zugrunde. Doch eine Bank hat natürlich nicht nur den Zinsaufwand als Kostenfaktor, sondern auch noch andere Kosten zu tragen. Dazu gehören vor allem die Betriebskosten wie etwa die Kosten für Mitarbeiter oder Geschäftsräume. Außerdem erzielt die Bank wie zuvor bereits erwähnt auch noch weitere Erlöse, die nicht aus dem Zinsgeschäft stammen. Die Differenz aus diesen Erträgen und Kosten wird als Bedarfsspanne bezeichnet. Wenn von der Bruttozinsspanne die Bedarfsspanne abgezogen wird, erhält man die Nettozinsspanne. Die Nettozinsspanne ist also praktisch die um zinsunabhängige Erträge und Kosten bereinigte Bruttozinsspanne.
Wie wird die Nettozinsspanne berechnet?
Für die Berechnung der Nettozinsspanne muss zunächst der Zinsüberschuss ermittelt werden. Dazu wird der Zinsaufwand von dem Zinsertrag abgezogen. Danach muss die Bedarfsspanne der Bank berechnet werden, indem die zinsunabhängigen Kosten der Bank von zinsunabhängigen Erträgen abgezogen werden. Die so ermittelte Bedarfsspanne wird dann vom Zinsüberschuss subtrahiert. Die Differenz wird durch die Bilanzsumme geteilt und mit 100 multipliziert, dann erhält man die Nettozinsspanne. Die nachfolgende Formel kann zur Berechnung der Bruttozinsspanne verwendet werden:
[(Zinsertrag – Zinsaufwand) – (zinsunabhängige Erträge – zinsunabhängige Kosten)] / Bilanzsumme der Bank x 100 =
(Zinsüberschuss – Bedarfsspanne) / Bilanzsumme x 100
Entwicklung der Zinsspannen im deutschen Bankensektor
Der Bankensektor in Deutschland ist dreigeteilt in:
- Sparkassen
- Genossenschaftsbanken
- Privatbanken
Vergleicht man die einzelnen Bankinstitute, so lässt sich erkennen, dass die Sparkassen und Genossenschaftsbanken gemeinhin höhere Zinsspannen aufweisen. Betrachtet man die Entwicklung der Zinsspannen im gesamten Bankensektor, so ist festzustellen, dass die Zinsspannen in den letzten Jahren allgemein zurückgegangen sind. Mit dafür verantwortlich ist die Geldpolitik der EZB und das daraus resultierende niedrige Zinsniveau. Einer Erhebung der deutschen Bundesbank zufolge lag die durchschnittliche Zinsspanne der deutschen Kreditinstitute im Jahr 2013 bei 1,01 Prozent. Damit bewegte sie sich am unteren Ende des Korridors zwischen 0,99 Prozent und 1,28 Prozent, in dem die Zinsspanne seit dem Start der Europäischen Währungsunion im Jahr 1999 liegt.
Welche Faktoren haben Einfluss auf die Zinsspanne?
Entscheidenden Einfluss auf die Zinsspanne einer Bank hat zum einen natürlich das Marktzinsniveau. Dieses beeinflusst, einerseits wie viel die Bank mit der Vergabe von Krediten verdienen kann. Gleichzeitig hängt davon auch ab, wie teuer die Refinanzierung für die Bank ist. Wie stark die Zinsspanne infolge einer Marktzinsänderung steigt oder fällt, hängt wiederum von der Zinselastizität ab. Die Zinselastizität gibt an, welche prozentuale Zinssatzveränderung einer Aktiv- oder Passivposition sich aus einer einprozentigen Veränderung des Marktzinses ergibt. Die Auswirkungen der Marktzinsentwicklung auf die Zinsspanne werden allerdings dadurch abgeschwächt bzw. verzögert, dass bei vielen bestehenden Verträgen der Zinssatz für eine bestimmte Laufzeit festgelegt wurde, so dass es erst einmal zu keiner Zinsanpassung kommt.
Ein weiterer Faktor, der erheblichen Einfluss auf die Zinsspanne einer Bank hat, ist deren Kundenstruktur. Es lässt sich allgemein feststellen, dass Banken, die überwiegend im Großkundengeschäft tätig sind, tendenziell eher eine niedrigere Zinsspanne aufweisen. Im standardisierten Privatkundengeschäft dem sogenannten retail banking werden hingegen größere Zinsspannen erzielt. Betrachtet man die Bruttozinsspanne, so hängt diese immer auch von den Betriebskosten der Bank ab. Ein besonders großer Kostenfaktor im Bankengewerbe stellen grundsätzlich die Personalkosten dar. Hier gibt es aber natürlich nochmals erhebliche Unterschiede zwischen Filialbanken und Direktbanken.
Wie lässt sich der wirtschaftliche Erfolg messen?
Ein Unternehmen wird immer an seinem wirtschaftlichen Erfolg gemessen. Deshalb müssen die Unternehmen überprüfen, wie erfolgreich sie mit ihren wirtschaftlichen Aktivitäten sind. Ein entscheidender Faktor ist hierbei die Rentabilität. Bei Industrie- und Handelsunternehmen wird zumeist die Umsatzrentabilität als Indikator für den wirtschaftlichen Erfolg herangezogen. Die Banken haben diese Möglichkeit nicht, da der Umsatz in der Bankenbranche kaum von Bedeutung ist und auch nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen werden muss. Stattdessen wird im Bankenwesen die sogenannte Zinsspanne als Erfolgsindikator verwendet. Dabei ist zwischen der Bruttozinsspanne und der Nettozinsspanne zu unterscheiden. Grundsätzlich gilt aber, je größer die Zinsspanne ist, desto rentabler arbeitet die Bank. Allerdings darf die Zinsspanne nicht direkt mit dem Gewinn einer Bank geleichgesetzt werden, da hier auch noch andere Faktoren eine Rolle spielen.
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